Bekannt sind sie längst, diese digitalen Münzen, die nie klimpern und sich in keiner Hosentasche wiederfinden. Doch während über Bitcoin, Ether und Co. an Stammtischen, in Kaffeepausen und auf Social Media hitzig diskutiert wird, bleibt die tatsächliche Nutzung in Österreich erstaunlich klein. Die Österreichische Nationalbank beschreibt es nüchtern. Fast jeder hat schon davon gehört, nur ein Bruchteil hält tatsächlich welche und wenn, dann oft im Wert einer besseren Wochenendunterhaltung. Mit großem Interesse und vorsichtiger Praxis der Banken klafft eine Lücke, die sich bislang nicht schließt.
Wer die Zahlen betrachtet, sieht einen Markt im Miniformat. Die Besitzquote schwankt je nach Erhebung irgendwo zwischen drei und vielleicht achtzehn Prozent. Von den großen Krypto-Vermögen, die Schlagzeilen machen, ist hierzulande kaum etwas zu sehen. Meist sind es kleine Beträge, ausprobiert aus Neugier, aus dem Wunsch nach Diversifikation oder aus der Hoffnung, eine Kursexplosion mitzuerleben. Alltägliche Zahlungen mit Kryptowährungen sind dagegen die absolute Ausnahme.
Der aktuelle Stand in Österreich
Das Verhältnis der Banken zu diesem Thema lässt sich wohl am besten mit „freundlich-distanziert“ beschreiben. Die großen Namen wie Bank Austria oder Erste Bank akzeptieren Überweisungen zu Kryptobörsen oder zurück auf Kundenkonten. Allerdings wird hier streng geprüft, woher die Mittel stammen. Bei größeren Beträgen werden Nachweise verlangt, oft inklusive detaillierter Transaktionshistorien. Wer also einen Krypto-Börsen-Vergleich macht, um die beste Plattform zu finden, muss dennoch beachten, dass die Bankseite bei der Abwicklung ein Wörtchen mitredet.
Investmentprodukte speziell für Kryptowährungen sucht man im Portfolio dieser Institute bislang vergeblich. Stattdessen gibt es Warnhinweise vor der Volatilität, dazu den klaren Hinweis, dass es keine Beratung zu diesem Thema gibt.Die Raiffeisenbanken gehen noch einen Schritt weiter. Dort gilt Krypto nicht als nachhaltiges oder empfehlenswertes Investment und Überweisungen zu Börsen werden nur sehr restriktiv gehandhabt.
Die BAWAG P.S.K. und ihre Easybank lassen krypto-bezogene Wertpapiere im beratungsfreien Handel zu, bieten jedoch keinerlei aktive Produkte oder Beratung an. Bei der Oberbank können Privatkundinnen und -kunden zwar Geld an Kryptobörsen überweisen, müssen aber mit strenger Prüfung rechnen. Geschäftskonten für Unternehmen aus der Branche werden nur nach Zustimmung des Vorstands eröffnet.
Diese Zurückhaltung hat klare Gründe, und zwar die Anforderungen der Geldwäscheprävention sind hoch und die rechtliche Lage entwickelt sich laufend weiter. Banken setzen lieber auf maximale Sicherheit als auf Geschwindigkeit. Für die Kundschaft bedeutet das oft einen Spagat zwischen digitaler Freiheit und klassischer Finanzwelt.
Bitpanda und Co.
Mitten in diesem Spannungsfeld steht ein Unternehmen, das in Wien zu Hause ist und international Wellen schlägt, nämlich Bitpanda. Das FinTech hat sich in den letzten Jahren zu einem der bekanntesten Player in Europa entwickelt, mit Millionen Kundinnen und Kunden und einem wachsenden Partnernetzwerk.
Bitpanda ist mehr als nur eine Plattform für den Handel. Durch Kooperationen mit etablierten Banken, darunter die Deutsche Bank oder die Landesbank Baden-Württemberg, wird eine Brücke gebaut, die beiden Seiten nutzt.
Für die Banken bedeutet das einen regulierten, technisch ausgereiften Zugang zu einem Markt, den sie bisher eher skeptisch beäugt haben. Für die Kundschaft wiederum schafft es Vertrauen, wenn eine bekannte Bank den Einstieg über einen etablierten Partner ermöglicht.
Diese Nähe zu einem regulierten, in Österreich ansässigen Anbieter senkt die Hemmschwelle, gerade für jene, die sich bislang vor unseriösen Plattformen fürchteten. So entsteht ein Modell, das klassische Finanzinstitute nicht zwingt, alle Strukturen selbst aufzubauen, sondern auf geprüfte Schnittstellen setzen lässt.
Deutschland macht Tempo
Während hierzulande noch über das „Ob“ diskutiert wird, haben einige deutsche Schwergewichte längst ein „Wie“ formuliert. Die Sparkassen-Finanzgruppe plant, bis 2026 den Krypto-Handel in ihre App zu integrieren. Die technische Umsetzung erfolgt zentral über den Verbund, was den Aufwand für einzelne Institute reduziert.
Auch die Deutsche Bank arbeitet an einer Lösung, allerdings mit Blick auf institutionelle Kunden. Verwahrung und Handel von Bitcoin, Ether oder Stablecoins sollen in den kommenden Jahren möglich werden. Technische Partner wie Bitpanda Technology Solutions sorgen dafür, dass die Infrastruktur nahtlos eingebunden wird.
Ein entscheidender Faktor ist hier die europäische Regulierung. Die MiCA-Verordnung schafft einen einheitlichen Rechtsrahmen, der Banken und Dienstleistern Planungssicherheit gibt. Was in Deutschland bereits konkret geplant ist, könnte mittelfristig auch in Österreich Druck erzeugen. Schließlich dürfte kaum ein Markt dauerhaft völlig abseits stehen, wenn in den Nachbarländern ein regulierter Handel längst Alltag ist.
Vom Investment zur Kasse
Abseits von Spekulation und Langfristanlage gibt es einen weiteren Bereich, der bisher kaum im Rampenlicht steht, und zwar der Einsatz von Kryptowährungen als Zahlungsmittel im Onlinehandel. In Österreich ist das bisher ein Nischenthema, meist beschränkt auf kleine Shops mit internationaler Kundschaft oder auf Unternehmen mit einem sehr technikaffinen Publikum.
Für Händlerinnen und Händler sind es vor allem praktische Fragen, die den Ausschlag geben. Wie werden Wechselkurse abgesichert? Wie lassen sich Transaktionen in der Buchhaltung sauber dokumentieren? Welche Gebühren fallen an und wie steht es um Rückerstattungen? Viele setzen auf Zahlungsdienstleister, die den Betrag sofort in Euro umrechnen. Stablecoins könnten eine Brücke schlagen, weil sie das Risiko starker Kursschwankungen minimieren.
Gleichzeitig entstehen technische Lösungen, die den Umgang erleichtern. Start-ups wie Questr bereiten Transaktionsdaten so auf, dass sie für Steuerzwecke direkt nutzbar sind. Solche Schnittstellen könnten in Zukunft nicht nur für Händler, sondern auch für Banken interessant werden, um Kundenservices rund um digitale Assets zu erweitern.
Mit Regulierung, Vertrauen und echter Nutzung
Ob Österreichs Banken in naher Zukunft stärker auf Kryptowährungen setzen, wird nicht allein von der Nachfrage abhängen. Vielmehr spielen regulatorische Entwicklungen, technische Machbarkeit und Risikobewertung eine zentrale Rolle. Eine Option wäre, das Angebot vorsichtig zu erweitern, etwa über Sparpläne oder die Verwahrung in Kooperation mit regulierten Partnern.
Ein vollständiger Einstieg würde deutlich mehr verlangen wie eigene Custody-Lösungen, ein strukturiertes Beratungsangebot und eine klare Positionierung im Markt. Dabei müsste auch die interne Kompetenz gestärkt werden, vom Filialmitarbeiter bis zur Compliance-Abteilung.
Für die Kundschaft könnten sich daraus neue Möglichkeiten ergeben, nicht nur im klassischen Investment, sondern auch in Bereichen wie dem E-Commerce, wo Kryptowährungen als zusätzliche Zahlart zunehmend ins Gespräch kommen.
Jüngere Anleger mit Technologieaffinität, vermögende Privatpersonen oder institutionelle Investoren mit Verwahrbedarf würden in einem regulierten Rahmen wahrscheinlich schneller einsteigen. Entscheidend ist, dass die Schnittstellen zwischen klassischer Bank und digitalem Asset reibungslos funktionieren.