Wer frühzeitig auf rechtskonforme Digitalisierung setzt, stärkt nicht nur die eigene Innovationsfähigkeit, sondern auch den Zugang zu neuen Märkten – gerade im Schnittfeld von Tourismus, E-Commerce und regionaler Wertschöpfung. Von KI-basierten Sprachassistenten über datengestützte Produktempfehlungen bis hin zu Plattformlösungen für lokale Anbieter: Die Verbindung von Technologie und Gesetz wird zum strategischen Faktor. Und sie wirkt weit über die IT-Branche hinaus – bis in Gästezimmer, Hofläden und Online-Warenkörbe.
Regulatorik trifft Realität
Mit dem AI Act setzt die EU erstmals verbindliche Regeln für den Einsatz künstlicher Intelligenz – differenziert nach Risikostufen, mit schrittweiser Umsetzung ab Februar 2025 und vollständiger Geltung ab August 2026. Doch der AI Act steht nicht allein, sondern ist Teil eines umfassenderen regulatorischen Rahmens, der die digitale Wirtschaft zunehmend durchdringt.
In Österreich zeigt sich das etwa im Glücksspielsektor: Hier regelt das nationale Glücksspielgesetz (GSpG) detailliert, welche Online-Angebote bei Anbietern mit nationaler Lizenz erlaubt sind, wie Werbung gestaltet sein darf und welche Schutzmaßnahmen gegenüber Konsumenten greifen müssen. Wobei die österreichischen Behörden aber nicht gegen Casinos mit ausländischen Lizenzen vorgehen. Plattformen, auf denen österreichische Online Casinos getestet und bewertet werden, lassen erkennen, dass das Angebot enorm vielfältig ist.
Im E-Commerce wiederum gilt seit Mitte 2022 der EU-weite Digital Services Act (DSA), der Online-Marktplätze verpflichtet, illegale Inhalte schneller zu entfernen, algorithmische Empfehlungen transparenter zu machen und gewerbliche Verkäufer klar zu kennzeichnen. Auch hier zeigt sich: Daten, Plattformlogik und Nutzerinteraktion stehen unter Beobachtung.
Ein weiteres Beispiel liefert die Medienbranche, wo etwa in Österreich das audiovisuelle Mediendienste-Gesetz (AMD-G) in Verbindung mit der EU-Richtlinie AVMD die Regeln für Streamingdienste, Videoportale und Onlinewerbung bestimmt – von Jugendmedienschutz bis zur Herkunftskennzeichnung politischer Inhalte.
Diese Beispiele verdeutlichen: Der AI Act ist kein Solitär, sondern Teil eines dicht verwobenen Netzes aus nationalen, europäischen und internationalen Vorschriften, die digitale Geschäftsmodelle zunehmend grenzübergreifend regulieren. Wer KI einführen will, muss deshalb nicht nur technologiebezogene Auflagen erfüllen, sondern den breiteren regulatorischen Kontext mitdenken – von Datenschutz und Verbraucherschutz bis hin zu Medien- und Wettbewerbsrecht.
Der KI-Radar Deep Dive der Österreich Werbung
Ein Praxisbeispiel für die aktive Auseinandersetzung mit dem AI Act bietet der „KI-Radar Deep Dive 2025“, eine monatlich stattfindende Weiterbildungsreihe der Österreich Werbung. Von April bis Dezember 2025 erhalten Touristiker Einblick in zentrale Fragen rund um KI-Einsatz, Datenschutz, Transparenzpflichten und rechtssichere Inhalte. Jede Session behandelt ein konkretes Anwendungsfeld – etwa generative Texterstellung, Sprachassistenz oder automatisierte Kampagnenoptimierung – stets mit dem Ziel, innovative und zugleich gesetzeskonforme Prozesse im Alltag umzusetzen. Obwohl das Format klar im Tourismus verankert ist, geht sein Nutzen darüber hinaus: Viele der im Deep Dive vermittelten Konzepte – wie personalisierte Nutzerinteraktion, datengestützte Content-Produktion oder rechtssicherer Plattformbetrieb – sind auch für den E-Commerce direkt anwendbar.
Das gilt insbesondere für kleinere Anbieter, die regionale Produkte online vermarkten und dabei touristische Reichweite nutzen. Projekte wie der „Tirol Shop“ oder Plattformen wie my-Regio.shop zeigen, wie sich Besucherinteresse digital verlängern lässt – etwa durch In-App-Verlinkungen oder Empfehlungen.
Damit werden solche Programme branchenübergreifend zu praxisnahen Werkzeugen, die Rechtssicherheit, Innovation und Sichtbarkeit vereint – ein Ansatz, der auch im internationalen Wettbewerb zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Digitale Innovation trifft regionale Wertschöpfung
Die Tirol Werbung hat mit dem Sprachassistenten „Erlebe Tirol“ einen digitalen Reisebegleiter entwickelt, der Gästen über Alexa und Google Assistant personalisierte
Empfehlungen für Aktivitäten, Gastronomie und Kultur bietet. Diese Anwendung dient nicht nur der Besucherlenkung, sondern fördert auch die Sichtbarkeit regionaler Anbieter.
Ein Beispiel für die Verbindung von Tourismus und regionalem E-Commerce ist der „Tirol Shop“, der eine Vielzahl lokaler Produkte online anbietet. Durch die Integration solcher Angebote in digitale Plattformen entsteht ein Mehrwert für Besucher und lokale Produzenten gleichermaßen.
Weiterbildungsformate unterstützen Unternehmen dabei, solche digitalen Initiativen datenschutzkonform und effizient umzusetzen. Vermittelten KI-Kenntnisse und Strategien sind nicht nur für den Tourismussektor, sondern auch für den E-Commerce von großer Bedeutung.
Umsetzungsschritte in der Praxis
Viele österreichische Firmen befinden sich derzeit in einer aktiven Umsetzungsphase. Die Schritte sind ähnlich, unabhängig vom Sektor:
● Bestandsaufnahme:
Welche KI-Systeme sind im Einsatz? In welche Risikokategorie fallen sie?
● Datenschutzprüfung:
Werden personenbezogene Daten verwendet? Gibt es eine DSGVO-konforme Rechtsgrundlage?
● Transparenzstrategie:
Ist für die Nutzer klar, dass sie mit KI-Systemen interagieren?
● Kompetenzaufbau:
Verfügen Mitarbeitende über das nötige Wissen, um mit KI verantwortlich umzugehen?
Organisationen wie WKO bieten rechtliche und operative Unterstützung, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Mit Verantwortung vorangehen
Durch regelmäßige Frequenz von Weiterbildungsmaßnahmen und den Austausch mit Experten und anderen Unternehmen entsteht ein nachhaltiger Kompetenzaufbau. Das ist entscheidend in einer Zeit, in der KI nicht mehr wegzudenken ist – weder im Marketing noch in der strategischen Unternehmensentwicklung.
Regulierung und Innovation sind kein Widerspruch. Im Gegenteil: Wer den AI Act nicht nur als Pflicht, sondern als Chance begreift, stärkt das Vertrauen von Kunden, Partner und Mitarbeitenden – und verschafft sich einen klaren Vorsprung in einer datengetriebenen Wirtschaft.
Quellen:
https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/policies/regulatory-framework-ai
https://www.bmf.gv.at/themen/gluecksspiel-spielerschutz/gesetzliche-grundlagen-gluecksspiel.html
https://kobuk.at/2024/06/oesterreichs-medien-haben-ein-gluecksspiel-problem/
https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/ME/52
https://www.austriatourism.com/maerkte/innovation-ki-radar-deep-dive-2025/
https://speed-u-up.at/mei-schian-erlebe-tirol-mal-anders/
https://www.digitalaustria.gv.at/Services/Digitales-Amt/Projekt-Unternehmensserviceportal.html